Jeder kennt ihn in Rheineck, Spigar, den Künstler mit auffälligem Schal und selbst bemalter Kappe. Er ist bescheiden, zurückhaltend, sanft, freundlich, kontaktfreudig – ein Mensch ohne Feinde. Im Vorwort zu Spigars Buch schreibt Rheinecks Stadtpräsident Hans Pfäffli: «Menschen wie Spigar sind die markanten Farbtupfer in unserer organisierten Gesellschaft.» Der Stadtpräsident gesteht: «Ein von Harmonie geprägtes, sanftes Werk von Spigar ziert die Wohnstube in unserem Zuhause – wohltuend.
Nicht immer war Spigars Leben bunt, harmonisch und sanft. Düstere, holzschnittartige Werke aus den späten 70er-Jahren erzählen davon. Die neuesten, lebensfreudigen Bilder in warmen Farbtönen, aber auch das Vater/Sohn-Bild auf der letzten Buchseite lassen erahnen, wie Spigar zu sich und der Welt gefunden hat.
Sein Sohn Raphael Spirig half ihm bei der Realisation des Buches, Annemarie Khalil steuerte Texte bei. Warum Spigar (siehe auch Kasten nebenan) immer wieder seine eigenwilligen menschlichen Figuren malt – sie zieren in Rheineck sogar den Radweg durch das Städtli – hat Spigar ins Vorwort geschrieben: «Das Thema Mensch ist für mich so nah wie das Spiegelbild meiner selbst.» Sein Werk sei « ein Selbstbildnis von Situationen, in welchen ich mich liebe oder hasse. Diese zwei Gegensätze zu harmonisieren ist meine Aufgabe und soll Ausdruck meiner Bilder sein». Aus dem Buch ist auch Heiteres zu erfahren; etwa warum der Balgacher Künstler Jürg Jenny immer wieder Kühe darstellt oder wie Spigar einst mit List seine Werke zoll- und grenztauglich machte.
«Ich möchte einmal erklären, warum ich sehr oft diese Spigi-Männli oder Mannsgoggeli male, wie die Leute manchmal so sagen. Diesem Stil sagt man Manierismus. Bekannte Manieristen, die immer wieder das Gleiche in Varianten malten, gab es schon im Mittelalter. Bei Manieristen kann ihre Gewohnheit, also das Malen des einen Sujets, zu einer Art Sucht ausarten. Aber im Gegensatz zu dieser Gewohnheit rauche ich schon seit 32 Jahren nicht mehr. Was ist gesünder?
Der weltbekannte Künstler Giorgio Morandi übrigens hat mehr oder weniger sein Leben lang Stillleben mit Flaschen und Bechern gemalt. Er hat sie immer wieder in ein anderes Licht gestellt, meistens ins richtige. Ich will mich nicht mit ihm messen. Wettbewerbe waren mir nämlich immer zuwider. Aber manchmal machte ich trotzdem an Wettbewerben mit, ohne dass ich Angst hatte, zu verlieren. Auch Verlierer kön- nen gute Menschen sein.» (sc)